Cirplus etabliert DIN-Standard für recyceltes Plastik

Cirplus etabliert DIN-Standard für recyceltes Plastik

Für die Bewertung von Kunststoff-Rezyklaten soll es bald eine neue Norm geben. Das angestrebte Klassifizierungssystem soll die am Handel mit recycelten Kunststoffen und Kunststoffabfall-Rohstoffen beteiligten Parteien unterstützen, indem es Transparenz über die gehandelten Materialien schafft und deren (digitalen) Beschaffungsprozess durch die Einführung von Datenqualitätsleveln (DQLs) einfacher, kostengünstiger und zuverlässiger macht.

Im August 2020 wurde die DIN SPEC 91446 von der Online-Plattform cirplus und dem Deutschen Institut für Normung (DIN) initiiert. Seitdem leitet das Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik (IKK) ein Konsortium von 16 Mitgliedern der Wertschöpfungskette für recycelte Kunststoffe an. Zum Konsortium gehören Kunststoffverarbeiter wie Greiner und Polifilm und Kunststoffrecycler wie Der Grüne Punkt.

Jedes Jahr landen mehr als 15 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in den Ozeanen. Mit dem zu beobachtenden stetigen Anstieg des Kunststoffverbrauchs wird die Menge an fehlgeleiteten Kunststoffabfällen in den kommenden Jahren voraussichtlich 239 Millionen Tonnen erreichen. In Anbetracht dieser Problematik und der damit verbundenen Schädlichkeit für das Leben auf unserem Planeten wurden von den zuständigen Behörden ehrgeizige Ziele und Vorschriften festgelegt, um Anreize für die Verwendung von recycelten Kunststoffen zu schaffen. Doch der Markt ist noch nicht bereit für einen solch steilen Anstieg der Rezyklat-Nachfrage.

Der Grund, der den verstärkten Einsatz von Rezyklaten verhindert, ist der Preis. Hochwertige Rezyklate sind heute in der Regel teurer als Neuware. Die beiden Gründe für diesen Preisunterschied sind das Fehlen von anerkannten Normen für Rezyklate und die fehlende Digitalisierung in der Branche. Diese Faktoren verhindern die Transparenz über das Material und schaffen eine Barriere für Unternehmen, die Rezyklate in ihren Produkten einsetzen wollen, denen aber Informationen über die Materialien fehlen.

Die DIN SPEC 91446 definiert ein System zur Klassifizierung von recycelten Kunststoffen basierend auf der Menge der für das Material verfügbaren Daten. Sie gibt Richtlinien für die Kennzeichnung des Rezyklattyps und des Rezyklatgehalts vor und gibt außerdem Leitlinien für die Charakterisierung von Kunststoffabfällen als Ausgangsmaterial für das Recycling. Das Ziel ist es, Standards zu definieren für:
Definitionen (z.B. post-industriell und post-consumer)
Qualitätsstufen basierend auf der Datentiefe (“Data Quality Levels” – DQLs)
Kennzeichnungen (Labels) für die Recyclingart und den Rezyklatanteil
Prozesse im Umgang mit Kunststoffabfällen (Sammeln, Prüfen, Verarbeiten)

Die sogenannten DQLs (“Data Quality Levels”) sind das Herzstück der DIN SPEC 91446. DQLs sind Gütesiegel zur schnellen Begutachtung, welche die Vermarktung und Musterprüfung von Rezyklaten und Kunststoffabfällen einfacher und transparenter machen. Sie klassifizieren recycelte Kunststoffe auf der Grundlage der verfügbaren Daten (Informationen und Eigenschaften), die über das Material bekannt sind. Je mehr Informationen zur Verfügung stehen, desto höher ist der DQL.

„Die DIN SPEC 91446 ist ein wichtiger Meilenstein, weil Standardisierung die Nachfrage nach recyceltem Kunststoff in hochwertigen Anwendungen erschliesst.”

cirplus

Eine bessere Klassifizierung von Rezyklaten auf Basis von Datentiefe ermöglicht es, Rezyklate mit Leichtigkeit und Konsistenz zu vermarkten und ihre Nachfrage zu erhöhen. So wird das Recycling von Kunststoffabfällen in großem Umfang ermöglicht und der Kreislauf für Kunststoffe geschlossen. Die DIN SPEC 91446 und ihre Datenqualitätslevels stellen dem Markt eine Methodik zur Identifizierung und Kennzeichnung bereit, die die Hindernisse für die industrielle Nutzung von Rezyklaten minimiert und zudem Richtlinien für einheitliche Spezifikationen von Kunststoffabfällen festlegt.

Die DIN SPEC 91446 wird am 30. Oktober 2021 veröffentlicht. Bis dahin arbeiten alle Beteiligten intensiv am Entwicklungsprozess, der Folgendes umfasst: Kodierung der Normen, öffentliche Konsultation des DIN SPEC 91446-Entwurfs, Auswertung des erhaltenen Feedbacks, Freigabe und Veröffentlichung durch die DIN. Der Prozess wurde so gestaltet, dass er die größte Menge an Rückmeldungen aus der Industrie erhält, damit die Entwickler ihn entsprechend der Bedürfnisse des Marktes anpassen können.

Der offizielle Entwurf der DIN SPEC 91446 liegt bereits vor. Wenn Sie in der Kunststoff- und Kunststoffrecycling-Industrie tätig sind, sind Sie herzlich eingeladen den Entwurf herunterzuladen und zu kommentieren.

Mehr Informationen zur DIN SPEC 91446 von cirplus