“Ablaufdatum” im Naturhistorischen Museum – Faktencheck

“Ablaufdatum” im Naturhistorischen Museum – Faktencheck

Die Sonderausstellung „Ablaufdatum“ im Naturhistorischen Museum geht den Ursachen der Lebensmittelverschwendung auf den Grund. In der Ausstellung wird Kunststoff als Problemstoff dargestellt. Ganz so einfach ist das aber nicht, denn Kunststoff trägt in vielerlei Hinsicht dazu bei, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden. Die Mitglieder der Plattform Verpackung mit Zukunft sind davon überzeugt, dass Verpackungen ein wichtiger Faktor im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung sind.

Genießbare Lebensmittel wegzuwerfen, war noch vor wenigen Jahrzehnten keine Option. Eltern und Großeltern erinnern uns daran, wie wertvoll mit Lebensmitteln umgegangen wurde. Mittlerweile hat sich das geändert. Schätzungen zufolge landet mindestens ein Drittel der globalen Lebensmittelproduktion auf dem Müll, mit sozialen und ökologischen Folgen.

Nahrung bzw. die Nahrungsaufnahme ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Dennoch belastet die Herstellung von Nahrungsmitteln die natürlichen Ressourcen der Erde. Ein Drittel aller Klimagase stammt aus der Lebensmittelerzeugung. Nimmt man die gesamte Lebensmittel-Wertschöpfungskette unter die Lupe so zeigen sich die Ausmaße der Verschwendung. Sie beginnt in der Landwirtschaft und endet im privaten Haushalt.

Die Ausstellung begleitet Besucher:innen durch unterschiedliche Bereiche dieser Wertschöpfungskette. Auf die Themen Landwirtschaft, Mindesthaltbarkeitsdatum und Verpackungen wird im darauffolgenden Text näher eingegangen.


In der Landwirtschaft kommt es nach wie vor zu Lebensmittelverlusten, obwohl das Obst und Gemüse von ausgezeichneter Qualität sind. Es wird bereits am Feld zurückgelassen oder vor der Weiterverarbeitung aussortiert, weil es nicht den Vorgaben der Industrie oder des Handels entspricht.

In österreichischen Haushalten werden jedes Jahr 206.000 Tonnen vermeidbarer Lebensmittelabfälle produziert. Die Ursachen sind schlechte Planung, ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum, eine falsche Lagerung und oftmals auch fehlende Aufklärung zum Thema.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum, umgangssprachlich oft als Ablaufdatum bezeichnet, ist nur einer von vielen Faktoren für den Verlust von Lebensmitteln. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist die Garantie des Herstellers, dass bis zu einem definierten Zeitpunkt Produkteigenschaften wie Geruch, Geschmack oder Konsistenz eines Lebensmittels erhalten bleiben. Es sagt nichts über die Genießbarkeit aus. Die meisten Produkten halten deutlich länger als angegeben. (vgl. NHM Wien Blog)

Plattform Verpackung mit Zukunft

Die richtige Verpackung nimmt maßgeblich Einfluss auf die längere Haltbarkeit der Lebensmittel.

Die richtige Verpackung nimmt maßgeblich Einfluss auf die Haltbarkeit der Lebensmittel: Durch optimierte Verpackungen können Lebensmittelabfälle um bis zu 75% reduziert werden. In der Ausstellung wird Kunststoff als Verpackungsmaterial leider nur als Problemstoff dargestellt und damit ausschließlich auf Aspekte wie Einwegverpackungen, für die Produktion benötigtes Erdöl und die lange Zersetzungsdauer eingegangen. Diese Betrachtung geht jedoch nicht weit genug, da der Umweltnutzen durch vermiedene Abfälle meist 5- bis 10-mal höher ist als der Umweltaufwand für die Verpackung selbst. Ein Schlüsselfaktor im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung kann also die richtige Verpackung sein.

Hier ein praktisches Beispiel: In Kunststoff-Folie eingeschweißte Gurken haben eine bessere Ökobilanz als unverpackte Ware. Der Faktor Transport hat eine vergleichsweise geringe Auswirkung, seine Relevanz in Ökobilanzen wird oftmals überschätzt. Hauptgrund des schlechteren Abschneidens von unverpackten Gurken ist, dass sie deutlich schneller verderben. Beispiel Minigurken: Bei einer idealen Lagertemperatur von 8°C liegt die Haltbarkeit unverpackt bei 6 Tagen, optimal verpackt bei 23 Tagen. (vgl. Leitfaden; Lebensmittel | Verpackung | Nachhaltigkeit; Stop waste – save food)

In diese Darstellungen einfließen sollte auch das Thema Recycling. In Österreich wurden 2017 bereits 66% aller Verpackungen recycelt. Bei Papier, Glas und Metallen sind mit jeweils etwa 85% selbst die EU-Recyclingziele für 2030 bereits erreicht. Die Sammelquote bei PET-Getränke-Flaschen lag 2018 bei 76%. Die Recyclingquote für Kunststoff generell lag 2017 bei 25%. Zur Erreichung des EU-Recyclingziel von 55% im Jahr 2030 gibt es noch einiges zu tun, was den Mitgliedern der Plattform Verpackung mit Zukunft ein besonderes Anliegen ist. (vgl. ara.at; Rohstoff Kunststoff)

Hier finden Sie 7 Gründe, warum in Österreich so viel gutes Obst & Gemüse weggeworfen wird. Auch das Wiener Start-Up Unverschwendet ist sich des Problems der Lebensmittelverschwendung bewusst. Das Unternehmen rettet überschüssiges Obst und Gemüse und verarbeitet es zu Marmelade, Sirup oder Chutneys und geht so aktiv gegen Lebensmittelverschwendung vor.