Studie: Kunststoffverpackungen im Vergleich

Studie: Kunststoffverpackungen im Vergleich

Die Europäische Union hat 2019 den Weg zum ersten klimaneutralen Kontinent bis 2050 mit dem Green Deal geebnet. Das Kreislaufwirtschaftspaket legt seinen Fokus unter anderem auf den Verpackungsbereich und einige Mitgliedsstaaten verfolgen bereits das Ziel, Einwegverpackungen aus Kunststoff zu reduzieren. Die vorliegende Kunststoffverpackungsstudie soll dabei helfen zu klären, ob und welche Vor- und Nachteile Kunststoffverpackungen gegenüber alternativen Verpackungen aufweisen. Dazu wurden einerseits aktuelle Daten zu Kunststoffverpackungen in Österreich erhoben, Substitutionsalternativen zu ausgewählten Kunststoffverpackungen ermittelt und ausgewählte Kunststoffverpackungen mittels Nachhaltigkeitsbewertung untersucht.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit der Packforce GmbH, Circular Analytics TK GmbH und der FH Campus Wien erstellt und im November 2022 veröffentlicht.

Das Kreislaufwirtschaftspaket der EU definiert für Verpackungen unter anderem folgende Rahmenbedingungen:

>> Verringerung von (übertrieben aufwendigen) Verpackungen und Verpackungsabfällen
>> Förderung eines Designs mit Blick auf die Wiederverwendung
und Recyclingfähigkeit von Verpackungen
>> Prüfung der Verringerung der Komplexität von Verpackungsmaterialien,
einschließlich der Anzahl der verwendeten Materialien und Polymere
>> Prüfung einer EU-weiten Harmonisierung der Getrenntsammlung
>> sowie Regeln für das sichere Recycling von anderen Kunststoffen
zur Verwendung als Lebensmittelkontaktmaterialien.

Im Bereich Kunststoffe wurde vor allem auf verbindliche Anforderungen an den Recyclinganteil, sowie auf Maßnahmen zur Abfallreduzierung für wichtige Produkte wie Verpackungen wert gelegt.

Die im Kreislaufwirtschaftspaket enthaltene Packaging and Packaging Waste Regulation definiert europaweite Recyclingziele, die ab 2025 bzw. 2030 umgesetzt werden müssen. Im Kunststoffverpackungsbereich müssen bis 2025 rund 50% und bis 2030 rund 55% der in Verkehr gebrachten Kunststoffverpackungen stofflich rezykliert werden. Aktuell betragen die Recyclingquoten meist je nach Mitgliedstaat zwischen 25% und 27%.

 

Um die Ziele der EU für Verpackungen zu verfolgen und entsprechende Maßnahmen zu treffen, bedarf es einer vorangehenden Analyse des Status Quo. Die vorliegende Studie soll sowohl die aktuelle Situation von sich am Markt befindlichen Kunststoffverpackungen sowie deren Recyclingquoten in Österreich ermitteln als auch eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsbewertung von Verpackungen liefern. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse dienen als Basis für weiterführende Analysen sowie Maßnahmen zur Zielerreichung. Die Studie gliedert sich dabei in mehrere Teilbereiche, auf die nachfolgend näher eingegangen wird:

 

1. Erhebung der Marktmengen, dem Recycling zugeführten Mengen & Sortierquoten

 

<< Die Sammlung von Kunststoffverpackungen in Österreich wurde bis Ende 2022 innerhalb der einzelnen Bundesländer unterschiedlich gehandhabt. Die Verpackungsverordnung bringt mit dem neuen Jahr die einheitliche Sammlung von Leichtverpackungen: Seit 1.1.2023 werden alle Kunststoffverpackungen wie etwa Joghurtbecher, Plastiksackerl oder Tuben gemeinsam mit Plastikflaschen und Getränkekartons österreichweit in der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack gesammelt. Das ist ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz und zur Erreichung der EU-Recyclingziele. Dadurch wird ein Plus von 20% bei der Sammelmenge von Kunststoffverpackungen erwartet. >>
Mehr dazu in unserer Story. 

Im ersten Teil der Studie wurden die Mengen von Kunststoffverpackungen am österreichischen Markt ermittelt, sowie Sortierquoten für verschiedene Kunststoffarten und Verpackungstypen berechnet. Die Ermittlung der österreichischen Sortierquoten beinhaltet die Abschätzung von Marktmengen auf Basis von Literaturdaten, sowie Primärdatenerhebung von dem Recycling zugeführten Mengen und Berechnungen von Sortierquoten für das Jahr 2019.

Die Gesamtmengen der In-Verkehr gebrachten Kunststoffverpackungsmengen wurden im Auftrag des BMK abfallseitig erhoben, ebenso die dem Recycling zugeführten Mengen. Im Jahr 2019 lag die derart ermittelte Menge an In-Verkehr gesetzten Kunststoffverpackungen bei rund 296.000 Tonnen. Die Mengen an Leichtverpackungen, die dem Recycling zugeführt wurden, lagen im Jahr 2019 bei rund 80.000 Tonnen.*

*Aufgrund der Datenlage werden weiterführende empirische Studien empfohlen. Weitere Details zu Marktmengen, Sortier- und Recyclingmengen werden in der angehängten Studie näher ausgeführt.

 

2. Ganzheitliche Nachhaltigkeitsbewertung von Verpackungen

 

Im zweiten Teil der Studie wurden mithilfe der Methode der multikriteriellen Nachhaltigkeitsbewertung ausgewählte Kunststoffverpackungen und mögliche, am Markt etablierte Alternativverpackungen für definierte Produktgruppen analysiert und miteinander verglichen. Ergebnisse dieser Studie beziehen sich ausschließlich auf Österreich. Dabei gingen Ergebnisse aus der Berechnung der österreichischen Sortierquoten in die Berechnung der multikriteriellen Nachhaltigkeitsbewertung ein.

Holistische-Nachhaltigkeitsbewertung-nach-ECR-Austria

Die ganzheitliche ökologische Nachhaltigkeitsbewertung ist eine Bewertungsmethode von Verpackungen auf Basis der Säulen Produktschutz, Zirkularität & Umwelt und wurde in Zusammenarbeit mit Efficient Consumer Respons (ECR) und fachlicher Expertise der FH Campus Wien entwickelt.

Quelle: https://www.ecr.digital/book/ecr-empfehlungen/ecr-circular-packaging-initiative/


Bei Verpackungsvergleichen kommt es dabei häufig zu Zielkonflikten zwischen Produktschutz, Zirkularität und Umwelt. Dies ist etwa am Beispiel von Milchverpackungen mit 1 Liter Füllvolumen sehr gut zu sehen. Im Vergleich von Getränkeverbundkarton, einer rPET-Milchflasche aus 100% PET-Rezyklat und der Mehrwegglasflasche ist klar ersichtlich, dass alle Verpackungen die Frischmilch ausreichend bis sehr gut schützen.

>> Die rPET-Flasche schneidet in den Indikatoren Rezyklatgehalt und Recyclingfähigkeit ausgezeichnet ab, die Recyclingquote ist im Vergleich zu anderen Kunststoffverpackungen relativ hoch. Auch die Verpackungseffizienz ist sehr gut – diese beschreibt das Verhältnis zwischen dem Verpackungsgewicht und dem Gewicht des Füllgutes. Je weniger Verpackungsmaterial, desto effizienter.

>> Der Getränkeverbundkarton punktet mit einem hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen, dem niedrigsten CO2-Fußabdruck und ebenfalls sehr hoher Verpackungseffizienz, während die technische Recyclingfähigkeit niedriger als bei den beiden anderen Verpackungsmaterialien ausfällt.

>> Die Glasmehrwegflasche weist eine hohe Recyclingquote auf und ist eine Mehrweglösung, allerdings ist der CO2-Fußabdruck höher als beim Getränkeverbundkarton und durch das hohe Gewicht ist die Verpackungseffizienz schlechter, jedoch führt die Mehrfachnutzung der Verpackung zu einer Erhöhung der Verpackungseffizienz.

Das Beispiel der Milchverpackung zeigt, dass eine Gewichtung der Nachhaltigkeitsindikatoren notwendig ist, um die jeweils nachhaltigste Verpackungslösung einer Produktgruppe zu identifizieren. Im Zuge dieser Studie wurden die jeweiligen Nachhaltigkeitsindikatoren ermittelt und verglichen – eine Gewichtung wurde nicht vorgenommen.

„Die untersuchten Kriterien des Produktschutzes, der Zirkularität und der Umwelt zeigten, dass es die „optimale“ Verpackung nicht gibt, sondern dass man im Rahmen einer ganzheitlichen Bewertung immer alle Indikatoren berücksichtigen sollte.”

Zusammenfassung aus den Ergebnissen der Studie

Langfristiges Ziel der ganzheitlichen ökologischen Nachhaltigkeitsbewertung ist es, alle wesentlichen Faktoren der Nachhaltigkeit von Verpackungen bewerten zu können, um eine nachhaltige Verpackungsgestaltung für länderspezifische Sammel- und Verwertungssysteme unter Einbeziehung von Produktschutz und Umweltbewertungen für alle Verpackungen durchführen zu können. Denn nur unter Betrachtung aller Aspekte kann ein Beitrag für die nachhaltige Entwicklung im Verpackungsbereich geleistet werden, welche im Einklang mit sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Prinzipien der Nachhaltigkeit stehen.

 

Die detaillierten Ergebnisse der verglichenen Verpackungen und Materialien können der Studie entnommen werden, die Sie untenstehend zum Download finden.

Die Plattform Verpackung mit Zukunft hat sich im Rahmen des Forschungsauftrages an der Studie beteiligt.

Gesamte Studie hier downloaden