1. Könnten Sie uns einen Überblick über die Mission von Too Good To Go geben? 

 

Too Good To Go: Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Menschen zu inspirieren und zu unterstützen, gegen Lebensmittelverschwendung aktiv zu werden. Jeden Tag werden Lebensmittel in Restaurants, Cafés, Supermärkten, Bäckereien und Hotels weggeworfen, weil sie nicht rechtzeitig verkauft wurden. Das ist eine enorme Herausforderung für die Umwelt: Jedes Jahr werden über 40% der weltweiten Lebensmittel weggeworfen. Damit sind sie für über 10% der globalen Treibhausgase verantwortlich und somit einer der größten Treiber der Klimakrise (WWF, 2021). Gleichzeitig ist die Reduktion von Lebensmittelverschwendung laut Project Drawdown (2020) eine der wichtigsten Chancen zur Eindämmung des Klimawandels.

 

2. Was sind einige der Hauptursachen für Lebensmittelverschwendung?

 

Too Good To Go: In Österreich werden laut Schätzungen des WWF (2020) jedes Jahr bis zu 1 Million Tonnen Lebensmittel unnötig weggeworfen, obwohl sie bei rechtzeitigem Konsum noch genießbar wären. Diese Verschwendung schadet der Umwelt und ist teuer. Es gibt viele Gründe dafür, denn der Weg vom Anbau zur Gabel ist ein langer und facettenreicher. Oft fehlt es an gesetzlichen Rahmenbedingungen oder guter Infrastruktur über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg.

Doch das größte Problem in westlichen Ländern wie Österreich sind wir selbst: Laut WWF (2020) entstehen in Österreich mehr als die Hälfte aller Abfälle am Ende der Wertschätzungskette, in den privaten Haushalten. Das ist besonders tragisch, denn: Je später die Abfälle entstehen, desto mehr Ressourcen wurden bereits verbraucht und desto schlimmer ist es für die Umwelt. Wir planen unzureichend und lassen Essen schlecht werden, wir werfen Lebensmittel weg, sobald sie ihr Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht haben und lassen dabei völlig außer Acht, dass viele Produkte oft Tage oder Wochen länger gut sind. Wir haben wenig Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln, denn das Essen ist vergleichsweise günstig und immer verfügbar.

 

3. Inwiefern spielen Verpackungen eine Rolle im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung?

 

Too Good To Go: Verpackungen spielen insofern eine Rolle, indem sie Lebensmittel frisch halten, vor Beschädigungen während des Transports und der Lagerung schützen und so vor dem vorzeitigen Verderb bewahren. Darüber hinaus bietet die Verpackung eine Möglichkeit, auf ein großes Missverständnis hinzuweisen: Too Good To Go hat den Zusatzhinweis “Oft Länger Gut” ins Leben gerufen, der direkt neben das Mindesthaltbarkeitsdatum auf Lebensmittel gedruckt wird.

Oft-Länger-Gut, Too Good To Go

Die Initiative gemeinsam mit Produzenten – wie auch mit Plattformmitglied Danone – ermutigt Konsumentinnen und Konsumenten, ihre Sinne einzusetzen, bevor sie Lebensmittel nach Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums entsorgen. So wird gegen die unnötige Verschwendung von Lebensmitteln sensibilisiert und eine simple Prüfmethode aufgezeigt: Schauen, riechen, probieren, bevor das Lebensmittel weggeworfen wird.
Denn: Es ist oft länger gut.


4. Gibt es Initiativen oder Programme, die Too Good To Go durchführt, um Verbraucher:innen zu ermutigen, Verpackungsmaterial zu sparen und richtig zu recyceln?

 

Too Good To Go: Unsere Mission ist die Rettung von Lebensmitteln. Bei der Abholung ermutigen wir unsere Nutzerinnen und Nutzer wo es möglich ist, ihre eigene wiederverwendbare Verpackung mitzubringen, um die Lebensmittel nach Hause zu transportieren.

 

5. Welche Rolle spielen Bildung und Bewusstsein bei der Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung, und wie engagiert sich Too Good To Go in diesem Bereich?

 

Too Good To Go: Um Lebensmittelverschwendung in privaten Haushalten zu reduzieren, ist es wichtig, in der Bevölkerung mehr Problembewusstsein und Wertschätzung für Lebensmittel zu schaffen sowie Aufklärung über den richtigen Umgang mit Lebensmitteln zu betreiben – von der richtigen Lagerung über die Einkaufsplanung bis hin zu Rezeptideen. Daher müssen genau diese Punkte Eingang in die Bildungspläne finden. Too Good To Go bietet beispielsweise in Frankreich ein Schulprogramm zur Aufklärung über die Bedeutung von Lebensmittelverschwendung an. Mehr als 7.000 Schulen haben daran teilgenommen. In Österreich besteht noch Potenzial, ähnliche Initiativen einzuführen.

Georg Strasser-Müller, Country Director von Too Good To Go Austria & Switzerland. © Too Good To Go
"Durch die kollektive Kraft der vielen teilnehmenden Partner von Oft Länger Gut erreichen wir sehr viele Menschen unmittelbar dann, wenn es wichtig ist: Bei jedem Blick auf das Mindesthalt­barkeitsdatum."
Georg Strasser-Müller, Country Director von Too Good To Go Austria & Switzerland
6. Welche Ratschläge oder Tipps haben Sie an Verbraucher:innen gegen Lebensmittelverschwendung?

 

Too Good To Go:

Lebensmittel richtig lagern: Die Haltbarkeit von Lebensmitteln wird mit der idealen Lagerung und bei Bedarf Verpackung deutlich verlängert. Zu beachten gilt es, welche Lebensmittel in den Kühlschrank gehören und wie sie dort am besten aufgehoben sind. Obst und Gemüse ohne Verpackung und je nach Sorte im Kühlschrank lagern. Gewaschenen Salat trocken schleudern. Danach portionsweise in verschließbaren Kunststoffbeuteln oder in feuchten Küchentüchern eingewickelt aufbewahren. Äpfel, Birnen, Nektarinen und Zwetschgen, aber auch Tomaten und Avocados stoßen das Reifegas Ethylen aus und sollten nicht nebeneinander liegen. Nicht zu vergessen: Brotdosen oder luftdichte Behälter sind praktische Aufbewahrungshelfer.

Ab in den Tiefkühler: Viele Lebensmittel und Gerichte lassen sich gut im Tiefkühlfach aufbewahren und später verwenden. Festes Gemüse wie Karfiol, Brokkoli, Karotten, Erbsen, Fisolen oder Kohlrabi am besten vorher blanchieren, also zwei Minuten mit heißem Wasser übergießen. Das stoppt den Reifeprozess; Vitamine und Geschmack bleiben erhalten.

Resteverwertung: Auch mit Resten kann man himmlisch kochen. So können zum Beispiel Gemüsereste zu Suppen oder Eintöpfen verarbeitet werden. Aus überreifen Bananen lassen sich Bananenbrot oder Smoothies kreieren.

Und wie bereits erwähnt: Haltbarkeit checken, da viele Lebensmittel weit über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus genießbar sind.

>> Weitere Tipps gibt es im Blog von Too Good To Go.

„Verpackungen spielen insofern eine Rolle, indem sie Lebensmittel frisch halten, vor Beschädigungen während des Transports und der Lagerung schützen und so vor dem vorzeitigen Verderb bewahren.”

Too Good To Go
7. Abschließend: Durch Ihre App wurden bereits sehr viele Lebensmittel vor der Tonne gerettet. Welche Fortschritte und Entwicklungen haben Sie in den letzten Jahren bei der Reduzierung von Lebensmittelabfällen gesehen? Beobachten Sie auch Änderungen bei Verpackungen?

 

Too Good To Go: Als wir vor fünf Jahren versuchten, die ersten Restaurants für unsere Mission zu gewinnen, sagten sie: Wir haben keine Lebensmittelabfälle in unserem Restaurant. Viele waren sich gar nicht bewusst, welche Mengen in Summe bei ihnen im Müll landen. Heute ist das ganz anders. Seit dem Start unserer App in Österreich konnten wir gemeinsam mit über 10.000 Partnerbetrieben und zwei Millionen Nutzerinnen und Nutzern 11 Mio. Mahlzeiten vor der Verschwendung bewahren. Unser Oft Länger Gut-Hinweis wird international jährlich auf schätzungsweise mehr als 6 Milliarden Packungen von Produkten mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum gedruckt.

Der Weg hin zu Zero Food Waste in Österreich ist weiterhin ein langer, und wir brauchen Lösungen für alle Stationen der Wertschöpfungskette, um die Verschwendung von Lebensmitteln in den Griff zu bekommen. Der Einsatz von intelligenter Verpackung ist eine von ihnen und wir freuen uns, dass die Plattform Verpackung mit Zukunft das beweist.

Too-Good-To-Go B-Corp

Über Too Good To Go

Too Good To Go ist ein Social Impact-Unternehmen gegen Lebensmittelverschwendung. Das dänische Unternehmen wurde 2016 in Kopenhagen gegründet und ist heute in 17 Ländern in Europa und Nordamerika aktiv. Too Good To Go ist ein zertifiziertes B Corp-Unternehmen und setzt sich mit Informationskampagnen, einer App sowie weiteren Lösungen wie der Too Good To Go Platform dafür ein, dass Lebensmittel nicht im Müll landen.


Die Too Good To Go-App ermöglicht es Betrieben wie Bäckereien, Restaurants, Cafés, Hotels, Produzenten und Supermärkten, ihr überschüssiges Essen zu einem vergünstigten Preis an Selbstabholerinnen und Selbstabholer zu verkaufen. Denn vielen von ihnen bleiben Lebensmittel übrig, die nicht verkauft werden konnten, aber noch vollkommen genießbar sind. Diese geben sie in das Too Good To Go-Überraschungssackerl. In der App sehen Konsumentinnen und Konsumenten, welche Lokale in ihrer Umgebung mitmachen. So können sie das einwandfreie Essen zu einem reduzierten Preis direkt über die App kaufen, ihr Sackerl im Lokal oder Markt abholen und so vor der Verschwendung bewahren.